Schweinfurter Tagblatt – 12. Dezember 1993
Volkschor Schweinfurt in St. Michael
Geschenk an Zuhörer
Als ein Geschenk an die Zuhörer bezeichnete Pfarrer Roland Breitenbach das Konzert, das der Volkschor 1891 Schweinfurt in St. Michael dem Publikum bescherte. In einem stimmungsvollen adventlichen Rahmen präsentierte sich der Chor unter Chorleiter Albin Freibott in bester Form und ließ, im Zusammenspiel mit hervorragenden Instrumentalisten, ein glanzvolles Hörerlebnis entstehen.
Auf den Ruf „Komm nun, weihnachtlicher Geist“ des Zeitgenossen Jens Rohwer folgte der sechsstimmige, teilweise polyphone Chorsatz des barocken Tondichters Andreas Hammerschmidt (1612-1675) „Machet die Tore weit“, der in einem Dialog mit rufenden und fragenden Elementen die strahlende Aussage des „sich bereit machens“ auf meisterliche Art zum Ausdruck bringt. Bereits hier zeigte sich die ausgezeichnete Disziplin und Homogenität des gut reagierenden Klangkörpers.
Nach einigen besinnlichen Worten zur Adventszeit, gesprochen von Pfarrer Roland Breitenbach, erklang aus der „Trio-Sonate c-Moll“ von J. J. Quantz (1667-1773) das „Andante moderato“, in einer ansprechenden Interpretation von Carmen Freibott und von Doris Endres auf der Flöte professionell dargebracht.
Zu einem solistischen Glanzpunkt des Konzerts zählte die von der Sopranistin Margot Böhm gesungene Arie von Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) „Salve regina“. Nicht nur in den teilweise extremen Höhen, sondern auch in den tieferen Regionen des Stückes fühlt sich Böhm gleichermaßen zu Hause, man spürte innere Regung. Die interessante instrumentale Umbesetzung erwies sich als dem Stück zuträglich und wurde von Johanna Riedel, Violine, Gerda Hentze,Violoncello, Michael Schöner, Oboe, Jörg Schöner, Fagott und Konrad Lutz, Spinett dargeboten.
Die fränkischen Weisen „Es blühn drei Rosen“ und „Stehet still und lauert ein wenig“, in Sätzen von Albin Freibott und von ihm in filigraner Weise instrumental unterlegt, zeigte erneut die Fähigkeit des Chores, klare Linienführungen, Spannungsbögen und dynamische Abstufungen auch in der Liedform zu beherrschen.
Im „Concerto C-Dur“ von. G. Ph. Telemann (1681-1767) ließ Dieter Baier (Trompete) mit brillanter Technik die strahlende Aussage der beiden Ecksätze in einem frischen Vivace erstehen.
Die „Sonata Fa Maggiore“ von A. Scarlatti (1659-1752), von den Instrumentalisten einfühlsam musiziert, leitete über zum eigentlichen Höhepunkt dieses adventlichen Konzerts, der von Albin Freibott komponierten Weihnachtskantate „Kommt und seht“. Hatten die bisher ausgewählten Chor- und Instrumentalstücke vorweihnachtlichen Charakter, so läßt die Kantate schon im fugenhaft gesetzten Eingangsstück „Sei willkommen, Herre Christ“, die weihnachtliche Freude in einer von Chor und Orchester kraftvollen Form erstehen. Nach der Arie „Das ewig Licht“, von Margot Böhm in erzählender Weise interpretiert, und dem Ruf des Chores „Preiset den Herrn“ folgte der wunderschöne a capella Satz „Der uns macht von Sünden rein“. Nicht nur das Weihnachtsgeschehen, sondern auch die Innigkeit und ungeheuer persönliche Beziehung des Komponisten zu seinem Werk ließ sich in „Danket alle Gott“ erahnen. Das Rezitativ „Er ist das Licht“ leitete über in den Schlußchor „Kommt und seht“, der mit seinem gewaltigen Halleluja die Besucher betroffen und ergriffen verharren ließ.
Herzlicher, langanhaltender Applaus und ein Dankeswort Roland Breitenbachs am Ende. tg