Drei Beiträge
Schweinfurter Tagblatt – 27. April 2004
Die Abenteuer des kleinen Bumm
Märchenhafter Musikunterricht im Theater
Schweinfurt (THO). Taktlos sind die Bewohner der Traumstadt „Musica“. Und heillos zerstritten. „Du spielst zu schnell“, wirft die Harfe der Trompete vor. „Du bist zu langsam“, raunzt das Klavier den Contra-Bass an. Die Gitarre ist verstimmt, die Klarinette verschnupft. Die Harmonie ist hinüber, der gute Ton verschwunden. Nur der kleine Trommler Bumm kann die Stadt noch retten. Über 2000 Grundschüler aus Stadt und Landkreis haben ihn und das Ensemble der Musikschule im Stadttheater bei dieser musikalischen Reise begleitet.
Drei Vorstellungen an einem Tag, dreimal volles Haus. Vor dem Stadttheater reihen sich die Busse und entlassen die Kinder zum musikalischen Märchen „Die Abenteuer des kleinen Bumm“. Drinnen ist das ungewöhnliche Publikum nicht zu überhören. Als das Licht im Saal erlischt, erklimmt der Geräuschpegel ungeahnte Höhen. Nur um einen Augenblick später in sich zusammen zu fallen – der Vorhang hebt sich.
Farbenfroh und phantasiereich präsentiert sich das Bühenbild. Ganz links das Stadttor mit dem Notenschlüssel. Daneben das Wohnviertel, indem Streicher und Zupfer wohnen. Ihre putzigen Papphäuschen verdecken die Notenständer. Neben ihnen leben Trompete und Klarinette mit Verwandtschaft im Bezirk „Si“. Und hinter den beiden befindet sich das Viertel der Reichen „Ca“, wo Klavier, Orgel und Cembalo residieren. Ein schnuckeliges Städtchen „Musica“ hat Komponist und Dirigent Albin Freibott entworfen. Bühenbild und Inszenierung stammen ebenfalls von ihm.
Der 70 Kinder starke Wolkenchor bringt die Zuhörer in eine andere Welt. Augen zu, Ohren auf und schon schweben Schüler wie Lehrer nach „Musica“ ein. Dort marschiert „Bumm“ (Lukas Liebald) gerade lustig trommelnd durchs Stadttor. Den zart besaiteten Anwohnern von „Mu“ gefällt das gar nicht. Die Trommel passt nicht ins Ensemble. Doch Bumm lässt sich nicht verjagen. Auf dem Müllplatz der falschen Töne lernt er Pfiff (Cordula Schnorr) und seine Piccolo-Flöte kennen. Gemeinsam erkunden sie die drei Stadtteile und deren Bewohner, aber Freundschaft schließt mit ihnen niemand.
Stattdessen haben sich die Kinder im Saal mit Bumm und seinen Abenteuern angefreundet. Fast jede musikalische Einlage erntet tosenden Applaus, manch Musiklehrer dürfte neidisch geworden sein. Angesichts dieser Begeisterung dürfte der vom Komponisten beabsichtigte Lerneffekt bei den kleinen Zuhörern gewirkt haben.
Denn Bumms Abenteuer sind in erster Linie eine pädagogisch raffinierte Instrumentenkunde. Jedes Instrument verwandelt sich im Stück zu einer lebendigen Person mit einem einprägsamen Namen – etwa Bumm der Trommler oder die Brüder Trom, Pe und Te. Auf diesem Weg sollen die Instrumente im Gedächtnis der Kinder bleiben.
Zwar dauert der ungewöhnliche Unterricht länger als die üblichen 45 Minuten in der Schule. Trotzdem sind die gespannten Zuhörer bis zum Ende dabei.
Das bahnt sich an, als die Stadt „Musica“ auseinander zu brechen droht, weil die einzelnen Instrumente und Stadtteile nicht mehr miteinander spielen wollen. Es fehlt allen am richtigen Taktgefühl. Das ist Bumms große Chance sich in die Herzen der „Musicaner“ zu trommeln. Im großen Finale vereint er sie mit dem richtigen Taktgefühl. Und 700 Schülerkehlen fordern Zugabe. Im Musikunterricht kommt das leider eher selten vor.
Lohrer Echo – 27. Mai 1993
Eine märchenhafte Musik-Darbietung
Instrumentenkunde auf unterhaltsamste Art: „Die Abenteuer des kleinen Bumm“
Lohr. Ein musikalisches Ereignis war für viele Schülerinnen und Schüler der Lohrer Sing- und Musikschule die gemeinsame Aufführung des musikalischen Märchens „Die Abenteuer des kleinen Bumm“. Albin Freibott, Musiklehrer an der Schweinfurter Musikschule, ließ sich gegen allzu sterilen Musikunterricht eine kindgerechtere Aufbereitung einfallen: ein Märchen als klingende Instrumentenkunde.
Für sehr viele Schülerinnen und Schüler der Lohrer Sing- und Musikschule war die gemeinsame Ausführung des musikalischen Märchens „Die Abenteuer des kleinen Bumm“ ein denkwürdiger Nachmittag, der fast auf ein kleines musikalisches Ereignis hinauslief. Worum ging es? Albin Freibott, Musiklehrer an der Schweinfurter Musikschule erlebt dort wie jeder Musikerzieher den schulischen Alltag: Schüler kommen zum Unterricht, spielen ihrer Lehrkraft das vor, was sie geübt haben oder hätten üben sollen, werden unterrichtet, aufgemuntert, vielleicht auch moniert und bekommen schließlich ein neues Wochenpensum. Jeder für sich, andere in einer Gruppe. Gegen eine solche sterile Luft wehrte sich Albin Freibott und ließ sich etwas Extravagantes einfallen, nämlich ein Märchen als klingende Instrumentenkunde, so wie es uns der Engländer Britten und der Russe Prokofieff in ähnlicher Form vordemonstriert haben.
Die Einzel- oder Gruppenspieler werden aus ihrem kleinen Übungsraum herausgerufen und bilden eine Musiziergemeinschaft von orchestralen Ausmaßen, ein nicht mehr kleines Orchester, in dem kreucht und fleucht, was sonst in einem ganz normalen Orchester so vertreten ist: das „Holz“, das „Blech“, die Streicher und die Schlaginstrumente. In Lohr kamen noch dazu Cembalo, Hackbrett, Gitarren und Blockflöten als außerordentliche Orchesterinstrumente.
Freibott entführt in seinem Märchen Musiker und Zuhörer in eine „kleine, wunderbare Stadt, gleich über den Wolken, gar nicht weit hinter dem Land Fantasie“. Wer in diese Stadt reisen möchte, muß jedoch die Augen schließen, die Ohren weit öffnen und sein Plappermäulchen halten. Die Fantasiestadt besitzt drei Stadtteile mit echt komischen Namen: MU-SI-CA. Ergibt zusammen also Musica. Der Kinderchor beginnt die Reise in die drei Stadtteile, die sich auf unterschiedlichen Instrumenten vorstellen und somit das gesamte Instrumentarium der Reihe nach mobilisieren. Die Erlebnisse übertreffen sich an Köstlichkeit, regen zum Schmunzeln und Lachen an und machen bei den jungen Musikern allerhand Kräfte frei.
Wer sich auf musikalische Sinnsuche begibt, kann zu folgendem Ergebnis kommen: zunächst kann jeder Spieler oder Spielerin sein/ihr Instrument vorstellen, ohne persönlich in den Vordergrund treten zu müssen, beinahe anonym in der großen Gemeinschaft. Dabei gibt es kein Herzklopfen und keine Angst vor dem Publikum; man steht ja nicht allein. Solisten sind hier, wie beim Chor, wenig gefragt, sie würden höchstens stören.
Was die jungen Leute am Dienstag-Nachmittag in der Nägelsee-Aula musikalisch auf die Beine stellten, war sehr bestaunenswert. Ihre Eltern und Verwandten zollten ihnen kräftigen Beifall für eine Leistung, die erst einmal erbracht werden will, die Hand und Fuß hatte und obendrein Qualität besaß. Dank und Anerkennung gebühren dem Leiter der Lohrer Sing- und Musikschule, Peter Häring, und seinem Lehrerkollegium, das größtenteils mitmusizierte, Rektor Ekkehard Auth als Märchenerzähler. Der Dirigent der Aufführung, Michaelskantor Alfons Meusert, hatte das kleine Wunder vollbracht, die musizierende Hundertschaft mit nur einer einzigen Probe auf einen harmonischen Nenner zu bringen. Respekt vor soviel Aufwand an Energie und Nerven!
Die Lohrer Sing- und Musikschule hat erneut den Beweis angetreten, daß sie sich mit ihrem breit gefächerten Angebot, aber auch mit ihrer schulischen Qualität und ihren Leistungen sehen und hören lassen kann. Musikschulleiter Peter Häring hat ein Kollegium von qualifizierten Fachkräften um sich, die auch ihren Preis haben. Fast töricht, das nicht begreifen zu wollen. -h-
Der Steigerwald-Bote – 16. März 1987
Wundersame Erlebnisse in der Stadt Musica
„Die Abenteuer des kleinen Bumm“ in der Stadthalle Gerolzhofen
Zahlreiches Publikum
GEROLZHOFEN (np). Am vergangenen Freitag konnte ein zahlreiches Publikum in der Stadthalle „Die Abenteuer des Kleinen Bumm“ miterleben, ein musikalisches Märchen, dessen Aufführung die Musikschule Schweinfurt ermöglicht hatte. Die etwa einstündige Aufführung sah eine aufmerksame und begeisterungsfähige Zuhörerschaft.
Jeder der Mitwirkenden, in der ganz überwiegenden Anzahl Schüler der Musikschule Schweinfurt, die zum Teil recht lange Anfahrtswege in Kauf genommen hatten, stellte ein Musikinstrument vor. So verirrt sich der „Kleine Bumm“ mit seiner Kleinen Trommel in die Stadt Musica mit ihren Stadtteilen Mu, Si und Ca. Dort trifft er den „Kleinen Pfiff“, die Flöte. Gemeinsam begegnen sie den verschiedenen Musikinstrumenten die in der Stadt Musica wohnen. Nachdem sich die Bewohner zerstritten haben, weil „die einen zu schnell, die anderen zu langsam spielen“, gelingt es Bumm und seiner Familie, die Einigkeit durch den gemeinsamen Takt, ein gemeinsames Tempo, wiederherzustellen.
Die Darsteller des farbenfrohen Musik-Theater-Stückes hatten verhältnismäßig wenig Zeit, um die Aufführung einzustudieren. So ist es der Leitung des persönlich anwesenden Komponisten Albin Freibott zu danken, daß am Freitagabend ein homogenes und von Freude am Instrumenten- und Theaterspiel geprägtes Stück aufgeführt wurde. Bewundernswert ist, wie Albin Freibott die Proben sowohl von der Substanz her als auch in der zeitlichen Abfolge souverän im Griff hatte. Vom Musikalischen ist besonders der Saxophonsatz, der mit unbeschreiblichem Swing vorgetragen wurde, und der Trompetensatz zu erwähnen. Bemerkenswert gut gelungen ist – auch im Hinblick auf die Konzentration – die Verschmelzung natürlicher mit synthetischen Klängen.
Alles in allem kann festgestellt werden, daß die Aufführung ein interessiertes und begeistertes Publikum angezogen hat und die sicher nicht unbeabsichtigte Werbewirkung für die Musikschule Früchte tragen wird. Die geglückte Besetzung der beiden Hauptpersonen mit ihrer deutlichen Aussprache und den – schon selbstverständlichen – musikalischen Fähigkeiten tat ein Übriges, um sich weitere Veranstaltungen der Musikschule zu wünschen.
Albin Freibott fungierte gleichzeitig als Komponist, Dirigent, Spielleiter und Musiker. Ein Gespräch mit dem Komponisten, in dem er Auskunft gibt über seinen Werdegang, sein bisheriges Wirken und die Intentionen, die zu den „Abenteuern des kleinen Bumm“ geführt haben, veröffentlicht unsere Zeitung in ihrer nächsten Ausgabe.